Guntram von Schenck
Februar 2025


Die Sophistik und die Leiden der zeitgenössischen Geschichtswissenschaft


Abstract: Sind Historiker Sophisten? These: Die Geschichtsschreibung ist bis heute nicht über die vorsokratische Sophistik hinausgekommen.



Sind die Historiker die Sophisten unserer Tage? Der Festvortrag von Jakob Tanner zum Abschluss des Deutschen Historikertages 2023: „Die Fabrikation von Fakten und der Wahrheitsanspruch der Geschichtswissenschaft“ wirft diese Frage implizit auf (1), als er versucht, das Selbstverständnis der heutigen Geschichtswissenschaft zu klären.

Bekanntlich hat sich die Sophistik in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. in Griechenland als geistige Strömung weitgehend durchgesetzt. Sie hat die Fragestellungen der vorsokratischen Naturphilosophen von Thales bis Demokrit verlassen und den Menschen in den Mittelpunkt gestellt: Rhetorik, Theater und auch die Historiographie entwickelten sich rasant.

Die Begründer der Geschichtsschreibung, Herodot (490/480 – 430/420 v.Chr.) und Thukydides (vor 454 – 399/396 v. Chr.), standen mit den Historien und dem Peloponnesischen Krieg mitten in ihrer Zeit. Sie konnten sich dem geistigen Klima und den intellektuellen Auseinandersetzungen gar nicht entziehen. Ohne diesen geistigen Nährboden sind ihre Werke nicht vorstellbar.

Allerdings geriet die Sophistik schnell in Verruf. Die großen Philosophen der Antike, Platon (428/429 – 347/348) und Aristoteles (384 – 322), stellten den spielerischen Umgang der Sophisten mit Fakten und Wahrheit in Frage. Ihr negatives Urteil prägt die Sichtweise auf die Sophistik bis heute. Sie scheuten vor keiner Polemik zurück. Noch heute werden Haarspalterei, Scheinargumente, Wortverdrehungen etc. mit den Sophisten assoziiert.

Betroffen ist auch die Historiographie. Platon lässt Sokrates den in Sparta besonders geschätzten Sophisten Hippias von Elis (ca. 443 – 399) befragen, was die Spartaner von ihm hören wollten? Hippias: „…über alles, was zur Urgeschichte gehört… so dass ich gezwungen bin, all solche Dinge zu ergründen…“. Daraufhin vergleicht ihn Sokrates mit „alten Mütterchen, deren sich die Kinder bedienen, um sich hübsche Geschichten aus grauer Vorzeit erzählen zu lassen“ (3).

Aristoteles urteilt: „Die Dichtung ziele auf das Mögliche und Allgemeine, sie nähere sich der Philosophie, während sich die Historie nur nach dem Verlauf der Zeit richte, in der vielerlei geschehe, wie es sich gerade trifft“ (2).

Gilt das Verdikt von Platon und Aristoteles noch heute? Leidet die Geschichtsschreibung an ihren Geburtsfehlern aus der Sophistik?



Wer waren die Sophisten?




Platon und Aristoteles grenzten sich scharf und polemisch von der Sophistik ab. In mehreren Dialogen mit den sophistischen Hauptvertretern, insbes. Protagoras (ca. 490 – 411), Gorgias (ca. 485 – ca. 385), Hippias u. a. lässt Plato Sokrates in Dialogform Streitgespräche führen, die deren Lehren in Zweifel ziehen und widerlegen.

Platon: „Zuerst wurde das Wort „Sophist“ für einen Mann gebraucht, der auf junge und reiche Leute Jagd machte und sich dafür Lohn bezahlen ließ, sodann für einen Kaufmann, der Kenntnisse der Seele importierte, drittens für jemanden, der ebensolche Kenntnisse als Krämer verhökerte, viertens für einen Mann, der selber seine eigenen Geistesprodukte verkaufte. Fünftens meinte es einen Wettkämpfer in der Kunst des Redekampfes, einen Mann also, der sich die „Streitkunst“ als Feld des Ehrgeizes erkoren hatte. Der sechste Gebrauch ist freilich zweifelhaft; trotzdem rechnen wir ihn hier mit, indem wir ihm einräumen, dass er einen Mann bezeichne, der die Seele von Meinungen reinigt, die der <wahren> Erkenntnis hinderlich sind“ (4).

Aristoteles: „Es ist nämlich die Sophistik eine Scheinwissenschaft, keine wirkliche, und der Sophist ein Händler mit Scheinwissenschaft, aber nicht mit wirklicher“ (5).

Auch Xenophon, der Thukydides Geschichte des Peloponnesischen Krieges ab 404 v. Chr. fortschrieb, schließt sich der Kritik an: „Die Sophisten reden, um zu betrügen; sie schreiben zu ihrem eigenen Gewinn und nützen niemandem etwas. Denn niemand von ihnen war oder ist <wirklich> weise, sondern es genügt einem jeden von ihnen „Sophist“ zu heißen, ein Wort, das wenigstens bei allen anständigen Menschen als Schimpfwort gilt. Ich rate daher, vor den Anpreisungen der Sophisten auf der Hut zu sein, dagegen die Gedanken der Philosophen nicht zu verachten“ (6).

Xenophon: „Die Leute, die die Wissenschaft für Geld dem, der will, verkaufen, nennt man, wie eine Art Kuppler, Sophisten“ (7).

Es ist freilich nicht immer klar, was mit Sophismus und Sophist gemeint ist. Platons Dialog Protagoras vermittelt (mir) eher den Eindruck, dass es Sokrates ist, der „sophistisch“ im oben erwähnten negativen Sinne argumentiert. Auch Kalikles in Platons Dialog Gorgias: „Sage mir Sokrates, schämst du dich nicht, in deinem Alter auf Worte Jagd zu machen, und wenn jemand in einem Worte fehlt, dies für einen großen Fund zu achten“? (8). Sokrates wird denn auch noch um 350 von einigen zu den Sophisten gerechnet (9). Unscharf bleibt die begriffliche Trennung des Sophisten zu den Rhetorikern, wenn z. B. der von Thukydides erwähnte Antiphon (10) in den Quellen einmal als Sophist und dann wieder als Rhetor genannt wird. Beide Bezeichnungen werden meist synonym gebraucht (11).



Die Welt der Sophisten




Die Sophistik war – abseits vom polemisch verengten Zerrbild ihrer Gegner - eine kritische Geistesströmung, die vor und während des Peloponnesischen Kriegs (431 – 404) nahezu alle Bereiche des menschlichen Lebens von der Haushalts- bis zur Kriegsführung, von der Medizin bis zur Politik, der Erziehung bis zur Sprachwissenschaft und Poetik erfasste. Nur Bruchstücke ihrer Lehren sind erhalten, die Quellenlage ist sehr schlecht. Nicht mehr die Natur und die Erklärung der Naturphänomene standen im Mittelpunkt, wie es noch für die Vorgänger, den sogenannten Naturphilosophen von Thales über Heraklit, Pythagoras, Empedokles und Parmenides der Fall gewesen war. Die Verbreitung der Sophistik beschränkte sich keineswegs auf Athen, dem Mittelpunkt des kulturellen Lebens in Griechenland. Hervorragende Vertreter stammten aus griechischen Kolonien, wie Protagoras aus Abdera in Thrakien, Gorgias aus Leontinoi in Sizilien oder Anaxagoras aus Klazomenai in Kleinasien. Anaxagoras (ca. 500 – 428), der üblicherweise nicht den Sophisten zugerechnet wird, teilte aber als Aufklärer deren Schicksal. Athen war das Zentrum, wo sie begeisterte Aufnahme fanden, von wo sie aber auch wieder vertrieben wurden.



Geld regiert die Welt




Der griechische Theaterdichter Aristophanes (ca. 440 – ca. 380) verfasste zwei Komödien mit dem Titel Ploutos (Reichtum). Aristophanes prägte den Satz „Geld regiert die Welt“. Er wurde zum geflügelten Wort - er gilt bis heute. Das war kein Zufall. Nach den Perserkriegen (499 – 479 v.Chr.) eroberte die Geldwirtschaft die griechischen Handelsstädte, besonders Athen. Das 5. Jahrhundert wurde eine Zeit des Geldes. Das Geld durchdrang alle Lebensbereiche. Geld wird zu einem Faktor, der das Leben der Menschen und Staaten bestimmte. Die Entwicklung der Demokratie in Athen war eng mit dem „misthos“ verknüpft, einer Geldleistung oder Besoldung für athenische Bürger, die als Richter/Schöffen amteten, im „boulos“ (Rat der 500) saßen oder in der ekklesia (Volksversammlung) tagten. Ohne die Entschädigung der Bürger wäre die demokratische Organisation des Staates gar nicht möglich gewesen. Andere griechische Staaten (poleis), die über weniger Einkünfte wie Athen verfügten, konnten sich die „Demokratie“ gar nicht leisten, z. B. Rhodos (12).

Das Geld und der Wunsch nach Reichtum wurden für den Einzelnen, für Gruppen oder Staaten zum beherrschenden Antrieb. Reichtum wurde zum Maßstab aller Dinge. Mit Geld ließ sich der Erfolg bemessen. Gelder finanzierten im 5. Jahrhundert den Schiffbau und ließen den Seehandel aufblühen. Die griechischen Poleis, die sich mit dem Seewesen befassten, vermehrten ihre Einkünfte, diese erhöhten wiederum ihre Machtstellung. Welche Bedeutung das Geld bekam zeigt sich an Athen: die Tribute, die ihre Verbündeten im Attischen Seebund ursprünglich in Form von Schiffskontingenten zu leisten hatten, wandelten sie schnell in Geldabgaben um. Die attische Bundeskasse, die zunächst auf der Insel Delos ihren Sitz hatte, verlegten sie 456 nach Athen (13). Darüber hinaus trugen die Erträge der Silberbergwerke in Attika (Laurion) zur finanzpolitischen Dominanz Athens bei.

Die Sophisten partizipierten, wurden Profiteure und rühmten sich des neuen fabelhaften Reichtums. Der Sophist Gorgias wurde mit öffentlichen Reden und privatem Unterricht so reich, dass er in Delphi eine goldene Statue von sich aufstellen lassen konnte. Eine Erfolgsgeschichte, die dem Römer Cicero noch vier Jahrhunderte später eine Erwähnung wert war (14). Sokrates konzediert im Gespräch mit dem Sophisten Hippias, dass „der Weise vorzüglich für sich selbst weise sein müsse. Und davon ist ja die natürliche Erklärung, wer das meiste Geld verdient“ (15). Das Geld wird zu einem Weisheitskriterium. Der Sophist Protagoras von Abdera hat nach Platon mit seinen Lehren „mehr Geld verdient als der berühmte Bildhauer Phidias, der doch so ausgezeichnet schöne Werke verfertigte, und noch zehn andere Bildhauer dazu“ (16).

Die Sophisten hatten großen Zulauf und erregten großes Aufsehen, wenn sie nach Athen oder Olympia kamen. Die Einleitung des Protagoras-Dialogs von Platon zeichnet ein lebendiges Bild des Eintreffens von Protagoras in Athen (17). Ein großer Ruf eilte ihnen voraus. Vor allem die Jugend aus begütertem Hause strömte ihnen zu, sie waren in der Lage, die märchenhaften Honorare zu bezahlen, die Protagoras oder Gorgias, um die bekanntesten zu nennen, für Zuhören und Belehrung verlangten. Offenbar entsprach ihr Lehrangebot einem Bedarf: Wer etwas gelten wollte, wer eine Stellung im Staat erreichen, wer sich in der Gesellschaft durchsetzen wollte, ließ sich von ihnen in der Rede- und Streitkunst (Rhetorik und Eristik) unterweisen. Ihre Lehre war den Zeitgenossen das Geld wert (18).

(Einen naheliegenden Vergleich zur heutigen Zeit sind die exorbitanten Studiengebühren für Harvard, Oxford etc., die bezahlt werden, weil man der Meinung ist, dass die dortige Ausbildung ihr Geld wert ist.)



Der Götterhimmel wird leer




Wo der neue Gott Mammon seinen Siegeszug antrat, verblasste der bunte Götterhimmel Homers und Hesiods. Die alten Götter verloren ihre Macht. Während bei Homer und Hesiod die Götter: Zeus, Hera, Athene…, noch das Leben der Menschen regierten und mit Gunst oder Ungunst in deren Geschicke eingriffen, verloren die Götter im Laufe des 5. Jahrhunderts ihre Strahlkraft. Protagoras lehrte: “Von den Göttern vermag ich nichts festzustellen, weder dass es sie gibt, noch dass es sie nicht gibt, noch was für eine Gestalt sie haben; denn vieles hindert ein Wissen hierüber: die Dunkelheit der Sache und die Kürze des menschlichen Lebens“ (19). Anaxagoras sah im Weltgeschehen nicht den Götterwillen am Wirken, sondern den welterklärenden LOGOS. Die Sonne war nicht mehr der Gott HELIOS sondern ein „glühender Stein, größer als der Peloponnes“ (20).

Beide, Protagoras und Anaxagoras, standen der Überlieferung nach in engem Kontakt zum führenden Politiker und Staatsmann Athens, Perikles (ca. 490 - 429). Klares Denken und überzeugendes öffentliches Auftreten soll er nicht zuletzt Anaxagoras verdankt haben. Protagoras wurde sogar von Perikles beauftragt, die Verfassung der panhellenischen Stadtgründung Thurioi auszuarbeiten. Und doch wurden beiden in Athen wegen Gottlosigkeit als „atheoi“ der Prozess gemacht. Anaxagoras kam im Jahr 430 der Todesstrafe durch persönliche Vermittlung des Perikles mit einer Geldstrafe davon, musste aber Athen verlassen. Es ist das erste uns bekannte Mal, dass die Staatsgewalt gegen die freie Forschung in Bewegung gesetzt wurde. Protagoras wurde 411 zum Tode verurteilt, entzog sich aber der Hinrichtung durch Flucht. Seine Schriften wurden von Staats wegen von den Besitzern wieder eingetrieben und auf offenem Markt verbrannt.

Der Prozess gegen Sokrates, hingerichtet 399, war also kein Einzelfall (21). Die Auflösung der Götterwelt und die Verbreitung der neuen Lehren der Sophisten stießen auf Widerstand. Trotz Rückschlägen war die Aufklärung, die als Zersetzung der überkommenen Lebenswelt wahrgenommen wurde, nicht aufzuhalten. Ist bei Herodot, der seine Historie der Perserkriege wohl in den 430er Jahren des 5. Jahrhunderts verfasst hat, noch – wenn auch spärlich – von den Göttern und deren Einfluss die Rede, fehlt dieser bei Thukydides, der um 400 sein Werk über den Peloponnesischen Krieg schrieb, völlig. Die Geschichte wird bei Thukydides von Menschen gemacht. Wenn die Götter trotzdem erwähnt werden, dann als schmückendes Detail oder irreleitender Aberglaube. So habe Nikias, Heerführer der Athener während der Sizilianischen Expedition (414/413), wegen einer Mondfinsternis zu spät den Rückzug von Syrakus angetreten und damit den Untergang des athenischen Heeres verursacht (22).



Rhetorik




Es war die Rhetorik, Redekunst, die die die Sophisten auszeichnete und zu großer Perfektion entwickelten.

Im Dialog GORGIAS wird Sokrates gefragt (23):

Polos: “Da du doch meinst, Gorgias wisse keinen Rat wegen der Redekunst, was meinst du denn, was sie ist?

Sokrates: Fragst du, welche Kunst ich behaupte, dass sie sei?

Polos: Eben das.

Sokrates: Gar keine, dünkt mich, o Polos, um doch zu dir die Wahrheit zu sagen.

……

Sokrates: …die Kochkunst …, welche für eine Kunst zwar gehalten wird, wie aber meine Rede lautet, keine Kunst ist, sondern eine Übung und Fertigkeit. Von derselben nun betrachte ich die Redekunst und die Putzkunst und die Sophistik….

……

Sokrates: Nämlich nach meiner Erklärung ist die Redekunst von einem Teil der Staatskunst das Schattenbild.

Polos: Wie nun? Sagst du sie sei schön oder unschön?

Sokrates: Unschön. Denn das Böse nenne ich unschön.

…..

Sokrates: Nun denn, gar nicht geachtet werden sie (die Redner), meine ich.

Polos: Wie, nicht geachtet? Haben sie nicht am meisten Macht in den Städten?

Sokrates: Nein, wenn du unter Macht-Haben verstehst, dass es etwas Gutes ist für die Vermögenden…Dann dünkt mich, haben die Redner unter allen in der Stadt am wenigsten Macht“.



Das 5. Jahrhundert war noch eine mündliche Kultur. Schriftliches wurde nur spärlich mit Kopien auf Papyrusrollen verbreitet. Wer in der attischen Demokratie sich einen Namen machen, aufsteigen wollte, musste reden, öffentlich reden und überzeugen können. Auf der Agora, in der Volksversammlung, in den Beratungen der Gremien, vor Gericht galt die Rede, das gesprochene Wort. Die Rede deckte im antiken Griechenland die ganze Breite heutiger Kommunikationsmittel ab: das gedruckte Wort, den Rundfunk, das Fernsehen, das Internet und die sozialen Medien. Nichts davon gab es im alten Griechenland – nur die Rede, vor allem die öffentliche. Die Rede war das einzige und entscheidende Medium - man kann die Bedeutung nicht überschätzen.

(Heute müssen Politiker zusätzlich mit dem Fernsehen und der Präsenz in den sozialen Medien umgehen können. Die große öffentliche Rede bleibt allerdings noch immer das wuchtigste, überzeugendste Medium der Kommunikation.)

Jeder konnte im Prinzip mitmachen, jeder konnte sich einmischen - wenn er reden konnte, die freie Rede/Rhetorik beherrschte. Die Teilhabe der Bürger an den Entscheidungsprozessen wurde dadurch enorm verbreitert - sehr zum Verdruss der Aristokraten, die ihre Vorherrschaft schwinden sahen. Die aristokratischen Herrschaftsformen, die Macht der Oligarchen, wurde zurückgedrängt. Die freie Rede ermöglichte die Demokratie, Demokratie und freie Rede bedingten einander. Wer auf die Meinungsbildung der Mitbürger Einfluss nehmen wollte, wer überzeugen wollte, sei es in der Volksversammlung oder vor Gericht, fand bei den Lehrern der Rhetorik die Anleitungen, die Erfolg versprachen. Sophisten traten als Redner auf, mittels deren sie ihre Lehren verbreiteten. Wie schon erwähnt, wird Antiphon, auf den später noch zurück zu kommen sein wird, einmal Redner, dann Sophist bezeichnet (24).

Die Selbstinszenierung als Rhetoriker konnte man lernen, man kam nicht drum herum. Die Lehren der Rhetorik gaben die entscheidenden Mittel und Ausdrucksformen an die Hand. Die Rednerschule des Gorgias nahm einen besonderen Platz ein, sie war sehr erfolgreich. Es ging um die Fähigkeit, richtig, schön, überzeugend und effektiv zu sprechen. Gorgias formuliert die Anforderungen folgendermaßen: “Wenn man durch Worte zu überreden imstande ist, sowohl an der Gerichtsstätte die Richter, als in der Ratsversammlung die Ratsmänner und in der Gemeinde die Gemeindemänner, und so in jeder anderen Versammlung, die eine Staatsversammlung ist“ (25).

Entscheidend war der Vortrag, der Aufbau einer Rede. Die Abfolge von Argumenten musste stimmig sein. Tatsachen/Fakten waren nur brauchbar, wenn sie nützlich waren und in den Argumentationszusammenhang einer Rede wirkungsvoll, d.h. plausibel eingebaut werden konnten. Gorgias: „Vermögend ist freilich der Redner, gegen alle und alles zu reden, dass er den meisten Glauben findet beim Volk, um es kurz herauszusagen, worüber er nur will“ (26). Er kann mit Worten und Argumenten so überzeugend reden, so „zaubern“, dass die Zuhörer gar nicht anders können als ihm zu folgen.

Dabei spielte der LOGOS für Gorgias die entscheidende Rolle. Der Logos brachte eine Spielmasse von Fakten, Erfindungen, Legenden sogar Mythen hervor, die mit seiner Hilfe zu einer überzeugenden Rede zusammengebaut wurden. Jede Behauptung, jede These war begründbar. Der LOGOS schuf seine eigene Welt. Funkelnde Formulierungen, überzeugender Auftritt, der dramatische Aufbau der Rede, überraschende Schlüsse trugen das ihre dazu bei. Die Rednerschule des Gorgias bot ihren Schülern eine Reihe „technischer“, sprachlicher und anderer Hilfsmittel, die geschickt angewandt zum erwünschten Erfolg führen würden. Mit zureichender Übung konnten auch weniger Begabte auf diese Weise die Zuhörer fesseln und mitreißen. Mithilfe des LOGOS entwickelte der Redner das überzeugende „Narrativ“ oder die „story“ - wie wir heute sagen würden.

(Mit einer guten „story“ verkauft sich noch jede Aktie! Die Redner/Sophisten der Gorgias-Schule machten nichts anderes.)

Diese Redner rühmten sich der Kunstfertigkeit, alles beweisen zu können - und das Gegenteil davon. In der Rednerschule wurde der Beweis für die Richtigkeit einer Sache geübt - um unmittelbar danach den Beweis des Gegenteils zu erbringen. Die Rhetoriker bauten mithilfe des LOGOS eine eigene Welt, die sie dem staunenden Publikum präsentierten, um sie kurz darauf wieder einzureißen. Das bekannteste Beispiel ist die Beweisführung des Gorgias, wonach es 1) nichts gibt, 2) auch wenn es etwas gäbe, dies nicht erkannt werden könne, und 3) falls es dennoch erkennbar wäre, nicht mitteilbar sei. Es ist ein Blendwerk von Argumenten, das erst nach eingehender Prüfung durchschaut und widerlegt werden kann.

Kein Wunder, dass die Zeitgenossen verwirrt waren und nach anfänglichem Staunen ratlos zurückblieben. Ihnen wurde geradezu schwindlig und sie hatten wohl bald das Gefühl, einem Schwindel aufzusitzen. Was war denn nun richtig? Welche Diskurse stimmten, wenn es stets „alternative Fakten“ oder „alternative Diskurse“ gab? Was war Lüge, was Wahrheit“? Der LOGOS des Georgias hinterließ Skepsis, Zweifel und Unsicherheit. Die Sehnsucht nach Wahrheit blieb in dieser Welt der Beliebigkeiten unerfüllt.



Einschub: Geschichte der Rhetorik in der Antike


Trotz der Kritik der Rhetorik durch Platon und Aristoteles hat die Rhetorik durch die Antike einen Siegeszug angetreten. Einige Reden wurden schon gegen Ende des 5. Jahrhunderts zu einem „Werk“, ja sogar zu einem „Kunstwerk“ erklärt, das verdiente, schriftlich festgehalten zu werden. Mit seiner Redekunst hatte schon Perikles die Politik Athens auf dem Höhepunkt ihrer Machtstellung dominiert. Mit seinen Reden gegen Alexander den Großen und dessen Vater König Philipp von Mazedonien gewann der Athener Politiker Demosthenes (384 – 322) einen Ruhm, der bis heute nachhallt. Legendär ist, dass er mit Kieselsteinen im Mund übte, um seiner Stimme die nötige Tragweite zu verleihen.

Der Römer Cicero (106 – 43 v. Chr.) wurde, obwohl er nicht aus einer der bekannten römischen Familien stammte, als homo novus einer der wichtigsten Politiker der späten römischen Republik. Noch heute gelten seine Reden u. a. gegen Catilina als Meisterwerke. Er hat mehrere Werke über die Rhetorik verfasst, darunter de oratore, ein rhetoriktheoretisches Hauptwerk, in dem er griechische Quellen auswertete. Nachdem er bereits ein bekannter und etablierter Rechtsanwalt war, nahm er sich ein Jahr eine Auszeit, um bei dem berühmten Redner Appolonius Molon auf der Insel Rhodos seine Redekunst zu vervollkommnen. Er eignete sich Molons schlichten Stil an und übte dessen Kunst, die Zuhörer zu fesseln ohne dabei seine Stimme zu strapazieren.

Wenn Auftreten (Kleidung, Gebärden, Stimmeneinsatz etc.), gekonnter Aufbau einer Rede und Einsatz rhetorischer Stilmittel eine Rolle spielte, so setzte die Rhetorik in der Antike auch eine umfassende enzyklopädische Bildung voraus: Kenntnisse in Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik sowie Grammatik, Rhetorik und Dialektik mussten in jahrelanger Ausbildung erworben werden. Eine beliebte Übung war etwa, eine Rede aus dem Stegreif zu einem beliebigen Thema zu halten. Oder wie ein Streitgespräch zu führen war (Eristik), in dem es galt sich zu behaupten. Das alles musste gelernt werden, das fiel nicht vom Himmel. In der Antike wurden diese Techniken eingeübt.

Ende Einschub




Der Mensch ist das Maß aller Dinge




Der bekannteste und meistzitierte Satz eines Sophisten ist der sog. Homo-Mensura-Satz von Protagoras: „Der Mensch ist das Maß aller Dinge, der seienden, dass sie sind, der nicht seienden, dass sie nicht sind“ (27). Nicht Götter noch ewige Naturgesetze setzen das Maß sondern der Mensch. In Platons Dialog Protagoras heißt es: Für eine Person ist der Wind warm aber für eine andere kalt. Der Wind ist sowohl warm als auch kalt, beides ist wahr und wirklich (28). Protagoras soll auch behauptet haben, es gäbe von jeder Sache zwei Auffassungen, zwei Diskurse, die einander widersprechen (29). Von ihm stammt die Aufforderung, es komme in einer Debatte darauf an, das vertretene Argument, selbst wenn es das schwächere sei, zum stärkeren zu machen (30).

Alle Erkenntnis ist menschlich und alle Moral ist menschengemacht. Was in dem einen Staat gilt, wird in dem anderen abgelehnt. Oder was früher galt, gilt später nicht mehr. Auch wenn Protagoras selbst diesen radikalen Relativismus nicht vertreten haben sollte – seine Lehrsätze lassen Interpretationsspielräume – so ist es dieser Relativismus, der wirkungsgeschichtlich von Bedeutung war. Alles geriet ins Wanken, Fakten verloren ihre Bedeutung, alles konnte auch anders betrachtet und beurteilt werden. Das schwache Argument wurde zum stärkeren umgedreht. Die festgeglaubte Realität geriet ins Wanken. Der glänzende Vortrag, die Rhetorik, tat ein Übriges. Kein Wunder, dass einige diese Lehren als Infragestellung und Zersetzung der Gewissheiten, der Grundlagen ihrer Gesellschaft empfanden.

Protagoras hatte sich anheischig gemacht, die Menschen zu erziehen und zu bessern: „Man lernt bei mir … wie man am besten sein eigenes Hauswesen verwaltet, und, was die Angelegenheiten des Staates betrifft, wird man bei mir so ausgebildet, dass man möglichst befähigt wird, an der Regierung des Staates in Wort und Tat mitzuwirken“. … Sokrates: „Du meinst offenbar die Kunst der Politik und versprichst, deine Jünger zu guten Staatsbürgern zu machen“ (31). Protagoras: “Gerade das, o Sokrates, ist der Sinn meines Versprechens“. Die Zeitgenossen haben das bald anders wahrgenommen. Platons Einschätzung: …Protagoras hat also, ohne dass es Griechenland überhaupt merkte, seine Jünger verdorben und als schlechtere Menschen entlassen, als sie waren, als er sie in seine Lehre nahm, und diese Tätigkeit mehr als 40 Jahre ausgeübt“ (32).

Die von Protagoras hochgehaltenen Beispiele, von denen seine Schüler lernen sollten: Perikles, Themistokles, Miltiades, Kimon hatten eine öffentliche Wirkung, die man – so Sokrates - schwerlich zum Beispiel machen kann: „Perikles (habe) die Athener …. zu einem faulen, feigen, geschwätzigen, geldgierigen Volk gemacht, indem er sie zuerst zu Söldlingen erniedrigt (habe)“… Kimon sei ebenso wie Themistokles für 10 Jahre aus der Stadt verwiesen worden, „Miltiades aber, den Sieger von Marathon, hatten sie schon beschlossen, in der Grube umkommen zu lassen…“ (33). Von den Taten und öffentlichen Wirken dieser hochgepriesenen Persönlichkeiten sei deshalb nichts zu lernen, der Unterricht der Sophisten nutzlos. Eine Besserung der öffentlichen Angelegenheiten war auf dieser Basis unmöglich.

(Verallgemeinert: Aus der Geschichte kann man nichts lernen. Die Geschichte hält keine Beispiele oder Lehren bereit. Thukydides gibt jedoch einen Hinweis, aus dem bisher allerdings nichts gelernt wurde. Die sogenannte Thukydides-Falle besagt, dass hegemoniale und aufstrebende Mächte aneinandergeraten und bis zur völligen Erschöpfung bzw. Vernichtung gegeneinander Krieg führen: Athen gegen Sparta, Karthago gegen Rom… demnächst vielleicht USA gegen China?)

Hippias von Elis, dem Platon zwei Dialoge gewidmet hat, war wegen seines außerordentlichen Gedächtnisses und seines immensen Wissens bekannt, das er – so Sokrates – überall zu Markte trug. Bewandert in Geometrie, Astronomie, Rechenkunst, Musik und Poetik wurde er von Sokrates befragt, warum er bei den Spartanern so beliebt sei und worüber er bei ihnen vortrage: „Von den Stammbäumen… der Heroen und der Menschen, von den Siedlungen, wie in der Urzeit die Städte gegründet wurden, und über alles, was zur Urgeschichte gehört, das hören sie am liebsten, so dass ich ihretwegen gezwungen bin, all solche Dinge zu ergründen und zu studieren“. Sokrates: „Nun sehe ich ein, dass die Spartaner mit gutem Grund ihre Freude an dir haben, da du vieles weißt, und, wie bei Kindern die alten Frauen, so bist du ihnen dazu gut, ihnen hübsche Geschichten aus grauer Urzeit zu erzählen“ (34).

(War akribisches Detailwissen (Faktenhuberei) schon in der Antike beliebt und geschätzt?)



Das Recht des Stärkeren




In der Politeia entwickelt Platon ein Streitgespräch zwischen Sokrates und Thrasymachos, in dem es um das Recht des Stärkeren geht, seinen Interessen entsprechend die Dinge im Staat zu ordnen bzw. Gerechtigkeit herzustellen. Gestützt auf Erfahrung argumentiert Thrasymachos, das Gerechte sei das der bestehenden Regierung Zuträgliche: „Diese (Regierung) aber hat die Gewalt, so dass also, wenn einer alles richtig zusammennimmt, herauskommt, dass überall dasselbe gerecht ist, nämlich das dem Stärkeren Zuträgliche“ (35). Das gelte für alle Staaten, gleichviel ob sie demokratisch regiert werden oder tyrannisch oder aristokratisch. Die Macht ordnet die Verhältnisse und setzt damit die Maßstäbe für das, was als Gerechtigkeit zu gelten hat. Kommt es dabei zu Ungerechtigkeiten, dann ist „die Ungerechtigkeit kräftiger und edler und vornehmer als die Gerechtigkeit, wenn man sie im Großen treibt“ (36). Sokrates widerspricht.

Im Melierdialog greifen die Athener diese Argumentation auf, dieses Mal nicht in Bezug auf die Binnenverhältnisse einer Polis sondern für das Verhältnis der Staaten/Poleis untereinander. Zum Hintergrund: Die Insel Melos war im Peloponnesischen Krieg neutral geblieben, doch die Athener wollten sie im Jahre 416 zum Beitritt in den Attischen Seebund zwingen. Thukydides gibt in von ihm selbst formulierten Reden die Verhandlungen zwischen den Vertretern Athens und den Meliern wieder. Die Athener begründen ihre Forderung: „Wir glauben, dass … bei den Menschen, überall aus einem Zwang der Natur heraus das Mächtige über das gebietet, dessen es Herr wird. Dieses Gesetz haben wir nicht gegeben, auch nicht als erste angewandt; wir wenden nur das vorgefundene an und hinterlassen es als ein künftiges für ewige Zeiten, wohl wissend, dass auch ihr und andere, wenn sie zu derselben Macht kommen sollten wie wir, wohl das gleiche tun würden“ (37).

Hermokrates, Staatsmann in Syrakus und Gegenspieler der Athener zur Zeit der Sizilianischen Expedition (414/413), pflichtet bei: „Dass die Athener ihre Macht erweitern und nur darauf sinnen, ist ihnen gar nicht zu verdenken, und ich tadle an niemandem den Willen zu herrschen, wohl aber die allzu rasche Bereitschaft, sich zu ducken; denn so ist nun einmal Menschennatur: zu herrschen über alles, was nachgibt, aber sich abzusichern gegen alles, was angreift“ (38). Wolfgang Will fasst dieses Denken so zusammen: „Jeder Staat strebt nach Expansion, jede Großmacht entwickelt sich zur Tyrannis, zum Gewaltstaat. Nur Ausgreifen sichert das Überleben, mit dem Ende der Expansion bricht die Großmacht zusammen. Recht gilt nur, wo sich Gleichstarke paralysieren. Es ist ein bloßes Instrument der Mächtigen, um die Schwachen schwach zu halten, eine Spielregel, die allein für die Untertanen gemacht ist“ (39).

(Interessante Frage: Ist der Stillstand der Expansion immer der Beginn des Zerfalls eines Imperiums?)

Die Athener beschwören die Melier, nichts auf „Werte“, wie die „Ehre“ oder den Schutz der „Neutralität“ zu geben, das führe zu heillosem Unglück und Schande. Auch die Hoffnung auf Hilfe von außen sei kein Ausweg, denn die Staaten folgten nur der auf eigenen Interessen fixierten egoistischen Moral (40). Die Lakedämonier (Spartaner) – so die Athener: … „wie sie mit den anderen verfahren, davon ließe sich vieles sagen, man kann wohl kurz und gut behaupten, dass sie am offenkundigsten von allen, die wir kennen, das Angenehme gut, das Nützliche gerecht nennen. Eine solche Gesinnung stimmt nun freilich mit eurer grundlos erhofften Rettung schlecht zusammen“ (41). Die Melier anerkennen das Gesetz des Stärkeren, verweigern aber die Unterwerfung. Die Stadt wird zerstört, die Einwohner getötet oder in die Sklaverei verkauft.

Thukydides nimmt im Melierdialog weder für die Melier noch für seine Heimatstadt Athen Partei. Er urteilt nicht. Mit sophistischer Wertefreiheit – zu allem gibt es auch die andere, gegensätzliche Auffassung (Diskurs) – analysiert er die Gesetze, nach denen die Staaten zu ihrem Nutzen handeln, dem sie den Mantel der Gerechtigkeit umhängen. Der Schwächere muss sich dem Stärkeren fügen oder ihm unterliegen. Wer die Chance zur Herrschaft sieht, scheut vor keinem Verbrechen zurück. Für ihn gelten nicht Gebot, Gesetz noch Strafe. Thukydides beschreibt die Welt, wie sie ist – nicht wie sie sein sollte. In dieser grausamen, wertfreien Welt während des Peloponnesischen Krieges suchten die Zeitgenossen Halt.

Sie suchten ihn auch in der Philosophie bei Platon und Aristoteles, die diesem Bedürfnis entsprachen. Es war die Suche nach Wahrheit und Stabilität. Das Nützliche war für Plato und Aristoteles nicht (mehr) das Gute und Wahre, an dem sich die Menschen dauerhaft und auf sicherem Grund in der von ihnen selbst geschaffenen Welt einrichten sollten.

(Die Debatte um wertegeleitete, regelbasierte Außenpolitik vs. Real- und Machtpolitik hat illustre Vorläufer.)



Zerfall der alten Welt




Der knapp 30 Jahre dauernde Peloponnesische Krieg zwischen Athen und Sparta hatte Griechenland, Sizilien, die griechischen Kolonien in Kleinasien und der Ägäis schwer in Mitleidenschaft gezogen. Ganze Landstriche waren verwüstet, Städte zerstört, grausamste Verbrechen begangen worden: die einfachsten und elementarsten Regeln des menschlichen Verkehrs waren außer Kraft gesetzt und missachtet worden. Nicht gegenüber Barbaren, sondern unter den Griechen selbst. Mitbürger waren in Bürgerkriegen ermordet, Kriegsgefangene verstümmelt oder trotz gegebener Zusagen getötet worden, griechische Frauen und Kinder in die Sklaverei verkauft worden. Jedes Recht war gebrochen worden, nichts hatte mehr Bestand. Der Stärkere diktierte das, was ihm gut dünkte, und hängte ihm den Deckmantel der Gerechtigkeit um. In der realen Politik vollzog sich im langen Krieg derselbe Prozess wie im Denken der Sophisten. Es war eine Zersetzung dessen, was bisher gegolten hatte. Die Menschen erlebten alles unmittelbar und leidvoll.

Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass die Verurteilung des Anaxagoras (um 430) in die aufgeheizte Zeit des Beginns des Peloponnesischen Krieges fiel. Ähnliches dürfte für die Verurteilung von Protagoras gelten, nachdem die Sizilianische Expedition gescheitert und das Heer der Athener bei Syrakus 413 vernichtet worden war. Auch die Verurteilung von Sokrates 399 ist wohl mit den Erschütterungen in Verbindung zu bringen, die Athen nach dem Ende des Peloponnesischen Krieges durchmachte: Das beredte und clevere, demokratische Athen hatte verloren und die wortkargen und (angeblich) intellektuell schwerfälligen, oligarchisch-aristokratischen Spartaner hatten gesiegt.

Die Prozesse gegen Anaxagoras, Protagoras und Sokrates waren eine Reaktion auf den Zeitgeist, der für kommendes oder geschehenes Unheil verantwortlich gemacht wurde, jenen – gottlosen - Zeitgeist, für den die Sophisten standen. Der sophistischen Aufklärung fielen ihre eigenen Protagonisten als Gottlose, atheoi, zum Opfer. Wobei mit atheoi nicht ein Atheismus gemeint war, sondern eher allgemein im Sinne von „gottverlassen“, „ruchlos“, „frevelhaft“ gebraucht wurde (42). Die Anklage gegen Sokrates, er habe die Jugend verdorben, war eine Anklage, die Sokrates selbst gegen Protagoras erhoben hatte, der 40 Jahre lang die Jugend Griechenlands irregeleitet habe (43).

Ein Produkt der Lehren der Sophisten sahen die Athener (wahrscheinlich) in Alkibiades, dem blendend veranlagten Athener aus aristokratischer Familie, der bei den Sophisten in die Schule gegangen war. Alkibiades hatte im Krieg erst Athen zum Kriegszug gegen Syrakus überredet, dann die Seiten gewechselt und Sparta zu Vorteilen verholfen, um danach zu den Persern überzulaufen und später wieder nach Athen zurückzukehren. Ein Art Wechselbalg, der glänzend reden und überreden konnte, aber sein Fähnlein dorthin ausrichtete, wo er den Stärkeren und seinen Vorteil/Nutzen sah. Sicher wird diese Kurzdarstellung der Vita dem Alkibiades nicht gerecht, aber die Athener werden ihn nach dem verlorenen Krieg nicht ganz zu Unrecht als Repräsentanten einer „sophistisch“ verdorbenen Generation eingeschätzt haben, die Unheil über Athen und Griechenland gebracht hatte.

Wo blieb in diesem Wirrwarr von entgegengesetzten, austauschbaren Meinungen die Wahrheit, die Sicherheit, das Fundament, auf dem man stehen und eine klare Haltung einnehmen konnte? „Alternative Fakten/Diskurse“, „fake news“, „Lügen und Lügenpropaganda“, insbesondere der Kriegs- und Bürgerkriegsparteien prasselten auf die Menschen ein. Wer konnte den Sophisten Glauben schenken, die für eine Sache eintraten, um im Anschluss das Gegenteil zu vertreten. Wie konnte die griechische Welt nach diesen Diskursen, die die Echokammer der Katastrophen des Peloponnesischen Krieges waren, wieder stabilisiert, geordnet und die Gesellschaft gerechter gemacht werden?

In der Philosophie suchten Platon und Aristoteles eine Antwort. Die „Wahrheit“, nicht die Beliebigkeit der Meinungen, sollte wieder der feste Grund sein. Die „Rückgewinnung der Wahrheit“ war die Antwort auf die Sehnsucht nach politischer Stabilität und gerechter Ordnung der griechischen Welt.



Gerichtsrhetorik




Für die Historiographie suchte und fand Thukydides den festen Grund in der Gerichtsrhetorik, die in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts in der Gerichtspraxis, besonders in Athen entwickelt worden war. Er übernahm deren Methoden (44). Die Richtergremien bestanden aus einer großen Zahl von Personen, ca. 50-500 attische Bürger, um Bestechungen und Einflussnahmen zu verhindern (45). Vor Gericht kam es insbesondere darauf an, schon im Proömium (Einleitung) die Fakten, erga, mit dem Ziel darzulegen, das Gericht und das anwesende Publikum wohlwollend, aufmerksam und gelehrig zu machen. Das Plädoyer, die Rede vor Gericht, musste auf Grundlage von Fakten, erga, aufgebaut werden. Die Faktizität des Geschehenen war entscheidend. Zur Feststellung der Fakten wurden eigens Methoden entwickelt.

Im Methodenkapitel (1,22,1-3) l übernimmt Thukydides dieses Verfahren (46). Er überträgt die Methoden der Ermittlung des Faktischen aus der Gerichtsrhetorik und Gerichtspraxis auf seine Arbeitsweise. Es geht nicht nur um die kritische Überprüfung jeder Information. Er geht auch davon aus, dass über den Wahrheitsgehalt des Faktischen zwei sich widersprechende, subjektiv gefärbte Meinungen existieren. In der Gerichtspraxis sind es die des Beklagten und die des Klägers. Zur Beurteilung, ob eine Tatsache, ein Faktum sicher ist, sind in einem Gerichtsverfahren darüber hinaus die Prüfung der Einstellung und des Erinnerungsvermögens des/der Zeugen/Informanten erforderlich. Der Nachweis des wahren Sachverhalts, der Fakten, ist im attischen Gerichtsverfahren Aufgabe der vor Gericht auftretenden Rhetoriker, im heutigen Sprachgebrauch der Prozessvertreter/Anwälte, da die Richter nur entscheiden und nicht verhören konnten (47).

Thukydides entnimmt der forensischen Rhetorik Athens die Methodologie und Terminologie. Es ist ein Streit, ein Ringen um die Wahrheit. Die Methode der Erkenntnis des richtigen, wahren Sachverhalts, der sicheren Fakten, erga, ist durch die kritische Auseinandersetzung mit der gorgianischen Rhetorik bestimmt. Thukydides lehnt die Lehren des Gorgias ab und grundiert seine Geschichte auf Tatsachen/Fakten/erga, die er in einem aufwendigen Verfahren, einem Faktencheck nach dem Vorbild der gerichtlichen Wahrheitsfindung herausgearbeitet, herausgeschält und freigelegt hat. Thukydides: „Die Tatsachen … glaubte ich nicht nach Auskünften zufälliger Gewährsmänner … schildern zu dürfen, sondern indem ich alles…mit möglichster Genauigkeit im Einzelnen nachgeprüft habe. Es waren mühevolle Untersuchungen, weil die Augenzeugen dasselbe Ereignis verschieden erzählten, je nach ihrem Wohl- oder Übelwollen und ihrer Erinnerung“ (48).



Thukydides und die Rhetorik




Mehrfach nutzt Thukydides in seinem Werk das Instrument der Rede, indem er Reden in das von ihm geschilderte Geschehen einbaut. Er nutzt sie zur Erklärung der Motive der Handelnden und zur Einführung der Leser in die Hintergründe der Abläufe. Statt der Einfügung von Reden hätte er auch andere Formen wählen können, wie es sonst bei Historikern gebräuchlich ist. Aber er nutzt die Rede als das wichtigste Medium der Kommunikation der klassischen, griechischen Antike. Damit konnte man die Zeitgenossen in einer Weise ansprechen, die ihnen vertraut war. Thukydides: „Daher habe ich die einzelnen Redner so sprechen lassen, wie sie nach meinem Vermuten den jeweiligen Umständen am ehesten gerecht werden dürften, indem ich mich dabei so eng wie möglich an den Gedankengängen des wirklich Gesprochenen hielt“ (49).

Thukydides rühmt den zeitgenössischen Redner Antiphon: „…ein Mann, der klar zu überlegen und auszusprechen wusste, was er dachte… Vor der Volksversammlung oder vor einem anderen Forum pflegte er nicht gern aufzutreten, weil er der Menge durch den Ruf seiner Fähigkeiten verdächtig war; er war jedoch der eine Mann, der jedem, wer immer ihn um Rat bat, bei einer Streitsache vor Gericht oder vor dem Volk am wirksamsten nützen konnte“... Er hielt „die glänzendste Verteidigungsrede von allen denjenigen, die je bis auf meine Zeit auf Todesstrafe verklagt worden sind“ (50). Antonis Tsamakis urteilt: „Sprachliche, stilistische und methodische Affinitäten machen es wahrscheinlich, dass Thukydides insbesondere dem Sophisten und Redner Antiphon mehr verdankt, als gemeinhin angenommen wird“ (51).

Mit einer Überprüfung der Fakten, einem Faktencheck, ist es indes nicht getan. Es bleibt die Frage in welchem Sinnzusammenhang diese gesicherten Fakten zueinander gestellt werden. Genügt der Ablauf der Zeit, die Chronologie? Mit Aristoteles: Richtet sich die Geschichte nur nach dem Ablauf der Zeit, in der vieles geschieht, wie es sich gerade trifft? Das reicht natürlich nicht: es kommt auch darauf an, welche Fakten ausgewählt, hervorgehoben oder weggelassen werden und in welchen Gesamtzusammenhang sie gestellt werden. Wie also entsteht ein stimmiges, plausibles Geschichts-Narrativ? Ist es doch wieder der LOGOS des Gorgias, der willkürlich Fakten etc. zu einem Narrativ zusammenfügt? Wie ist zu vermeiden, dass die Historiographie zu einem Blendwerk à la Gorgias wird?

Thukydides löst dieses Problem, indem er konträre Standpunkte, gegensätzliche Auffassungen, unterschiedliche Diskurse nebeneinander- und gegenüberstellt. Beispiele sind die Schuldzuweisungen der Peloponnesier, Spartaner und Athener beim Ausbruch des Peloponnesischen Krieges (52) oder die oben geschilderte Argumentation der Melier und Athener im Jahre 416. Er sagt nicht, wer recht hat, er lässt die Frage offen. Er geht wie der Sophist Protagoras davon aus, dass es zu allen historischen Ereignissen zwei einander widersprechende, subjektiv gefärbte Auffassungen/Diskurse gibt (53). Er überlässt dem Leser die Entscheidung, er liefert nur Meinungen, Standpunkte und Fragen. Die Frage nach der Wahrheit bleibt ungelöst. Folgt man dem Denken von Thukydides so ist die Suche nach der Wahrheit in der Geschichte nicht möglich, da es die eine Wahrheit nicht gibt.

Die eigentlichen Triebkräfte liegen nach Thukydides in der menschlichen Natur. Die Athener rechtfertigen sich kurz vor Kriegsausbruch vor der Versammlung der Spartaner: „Daher kann niemand etwas Ungewöhnliches oder Unmenschliches darin finden, dass wir die uns angetragene Führerschaft angenommen und nicht wieder fahrengelassen haben; wir sind den mächtigsten Gewalten unterlegen: Ehre, Furcht und Nutzen, sind auch nicht die ersten, die diesen Weg gehen: von jeher ist es so gewesen, dass der Schwächere vom Stärkeren niederhalten wird – und glauben endlich auch unserer Stellung nicht unwürdig zu sein, auch in euren Augen nicht gewesen zu sein, bis ihr jetzt, wo euer Vorteil in Frage steht, mit Rechtsgründen kommt. Durch Rechtsgründe aber hat sich noch niemand, der durch Gewalt etwas gewinnen konnte, in seinem Eroberungsdrange hemmen lassen“ (54).

Die Historiographie ist für Thukydides 1) eine Frage der Methodik, die er für die Fakten von der zeitgenössischen Rhetorik, insbesondere der attischen Gerichtsrhetorik übernimmt und 2) die Gegenüberstellung widersprüchlicher Auffassungen, Standpunkte, Fragen, die jeder Sache innewohnen. Thukydides Denken und Schreiben ist ein Produkt der Sophistik/Rhetorik seiner Zeit.



Heute




Aber was sind Fakten/Tatsachen/erga? Ein Blick auf die moderne Geschichtsschreibung lohnt sich. In seiner o.g. Festrede zum Abschluss des 54. Deutschen Historikertages, hat Jakob Tanner festgestellt: “Es führt in der Geschichtsschreibung kein Weg daran vorbei, dass Fakten `gemacht´ sind“. Tanner beschreibt das Zusammenspiel von Professionalisierung und Politisierung der Geschichtswissenschaft im 19. Und 20. Jahrhundert. Die historische Forschung habe herbeigeschafft, wonach sie in ihrer (z. B. nationalen) Parteilichkeit suchte: es galt den „Stoff …zu finden und ans Licht zu holen“ (Gustav Droysen). Jules Michelet, ein Zeitgenosse Rankes, Verfasser der „Histoire de France“ von 1856, hatte ein unverkrampftes Verhältnis zur Imagination. Er verstand sich, als „Historiker mit einer glücklichen Einbildungskraft“. Er ergreife „offen Partei für das Recht und die Wahrheit“. Man findet (in den Archiven) eben wonach man sucht.

Nach den Katastrophen der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts sei die unbewusste, uneingestandene Parteilichkeit der Historiographie einer neuen Selbsterkenntnis gewichen. Tanner zitiert Le Goff, wonach Historiker sich bewusst werden müssen, „dass historische Tatsachen kein positives Faktum sind, sondern das Ergebnis (ihrer) eigenen, aktiven Konstruktion, die aus der Quelle überhaupt erst ein Dokument macht, und dann dieses Dokument, diese historische Tatsache, als Problem konstituiert“. Lucien Febvre hat das Problem zugespitzt: „Eine Tatsache konstatieren heißt konstruieren. Wenn man will: auf eine Frage eine Antwort liefern. Und wenn es keine Frage gibt, dann gibt es überhaupt nichts“ (55).

Ist es doch wieder der LOGOS des Sophisten Gorgias, der die moderne Geschichtsschreibung mit Imagination, Fiktion, Überredungskunst inspiriert und leitet? In dem Festvortrag vor dem Deutschen Historikertag beschreibt Jakob Tanner die Voraussetzungen der Einlösung des Wahrheitsanspruchs der modernen Historiographie folgendermaßen: “Wenn nun aber auch diese materiellen, technisch-medialen Bedingungen historischer Forschung im Wandel sind, kann die Geschichtswissenschaft ihren Wahrheitsanspruch nicht abstrakt, durch philosophisch-theoretische Reflexion ein für alle Mal klären. Sie hat sich vielmehr diesem Anspruch immer wieder neu zu stellen. Da es keine Instanz gibt, die ihr die entscheidenden Vorgaben machen kann, ist sie bei dieser Klärungsarbeit auf Gedeih und Verderb auf sich selbst, auf ihre transnationale und transdisziplinäre Diskussions- und Streitkultur angewiesen. Die Frage, ob und wie Fakten „fragil“ sind, erschöpft sich also nicht in ihrer epistemischen Dimension. Vielmehr gehört ein breitaufgestellter und funktionierender Wissenschafts- und Forschungsbetrieb zu den basalen Ermöglichungsbedingungen historischer Wahrheit. Wird hier bei den Ressourcen gespart…“ (56).

Die Ermittlung der „wahren“ Fakten/Tatsachen mit den Methoden der antiken Gerichtsrhetorik wird durch die moderne transnationale und transdisziplinäre Diskussions– und Streitkultur ersetzt. Dieser ist ein sich erneuernder Prozess, der nie endet. Alles bleibt relativ, umstritten und im Fluss. Was heute richtig ist, war gestern falsch und wird morgen nicht mehr stimmen. Das gilt auch für die die Ergebnisse der modernen transnationalen und transdisziplinären Diskussions- und Streitkultur. Neue Fragestellungen verdrängen die alten und bilden in der Geschichtsschreibung Echokammern zum realen Geschehen.

Nicht angesprochen wird von Tanner das Thema konträrer Auffassungen, Standpunkte, die sich künftig auch im Weltkontext aus historischer Forschung ergeben. Man denke etwa an die gegensätzlichen Auffassungen zur Ukraine, die aus der Geschichte abgeleitet werden: Auf der einen Seite der russische Präsident Putin mit seinem Aufsatz „Zur historischen Einheit von Russen und Ukrainern“ vom 12. Juni 2021, auf der anderen Seite ukrainische und westliche Historiker. Bestes Beispiel: Thimothy Snyder, der sich mit den Argumenten eines Historikers unablässig für die Souveränität der Ukraine einsetzt. Es tobt ein Historikerstreit um die Ukraine: Gehört die Ukraine wie Belarus zum russischen Kernbestand, dem russischen Mir, wie Putin sagt, oder ist die Ukraine eine historisch klar abgrenzbare, eigenständige Nation? (57). Was ist die „historische“ Wahrheit, was ist fake?

Wird letztendlich doch auf dem Schlachtfeld und mit dem Recht des Stärkeren entschieden, was Wahrheit ist? Nochmals die Athener: „Bedenket beizeiten, ehe ihr in den Krieg verwickelt seid, wie unberechenbar der Verlauf eines Krieges ist! Je länger er dauert, umso mehr pflegen unerwartete Wechselfälle einzutreten, denen beide Parteien in gleicher Weise ausgesetzt sind und deren Folgen in Dunkel gehüllt sind“ (58). Volatiles Kriegsgeschehen und ungewisses Schlachtenglück entscheiden letztlich über die „Wahrheit“ in der Geschichte. Sind es die Sieger, die schließlich die „Wahrheit“ durchsetzen, weil sie es sind, die die Geschichte schreiben?



Fazit:


Die Historiker sind nicht über die Sophistik hinausgekommen! Wenige haben zudem die Qualität eines Thukydides erreicht.

Aristoteles gilt weiter:

Die Geschichte richtet sich nur nach dem Verlauf der Zeit, in der vieles (allerlei/allerhand?) geschieht, wie es sich gerade trifft.









Anmerkungen


(1) Jakob Tanner, „Die Fabrikation von Fakten und der Wahrheitsanspruch der Geschichtswissenschaft“, VHD-Journal, Juli 2024, 42 – 51 (abrufbar: academia. edu)

(2) Platon, Hippias I, 5a (Übersetzung der zitierten Dialoge Platons von Friedrich Schleiermacher)

(3) Aristoteles, De arte poetica, IX, 1451 b3 und XXIII, 1459 a2. Vgl. Hayden White, „Auch Klio dichtet oder die Fiktion des Faktischen: Studien zur Tropologie des historischen Diskurses“, Klett-Cotta, Stuttgart 1986

(4) Platon, Der Sophist, 231 d

(5) Aristoteles, Wiederlegung der Sophisten, 1.165a21 ff

(6) Xenophon, Buch von der Jagd, 13,8

(7) Xenophon, Memorabilia, I, 1,11

(8) Platon Gorgias, 38

(9) Solon, der erste der sieben Weisen, und Pythagoras werden von Herodot Sophisten genannt, Historien I, 29 u. IV, 95; noch Mitte des 4. Jahrhunderts wird Sokrates in der Rede des Aischines vs. Timarchos (um 346/347) als ein von den Athenern zum Tode verurteilter Sophist genannt: Aeschines 1,173: Σωκράτην μὲν τὸν σοφιστὴν ἀπεκτείνατε…

(10) Thukydides, Peloponnesischer Krieg, VIII, 68 (Übersetzung: August Horneffer, Phaidon Verlag, Essen 1993)

(11) Vgl. Wolfgang Will, Herodot und Thukydides, München, C.H. Beck, 186

(12) Jürgen Malitz, „Misthos. Die Besoldung des Bürgers in der athenischen Demokratie“, Eichstätter Antrittsvorlesung, 9. Dez. 1991 (abrufbar: academia.edu)

(13) vgl. Jürgen Malitz, „Der Preis des Krieges. Thukydides und die Finanzen Athhens“, in: Friedrich Burrer (Hrsg.): Kriegskosten und Kriegsfinanzierung in der Antike, Darmstadt 2008, 28 – 45 (abrufbar: academia.edu)

(14) Cicero, De oratore, III, xxxii, 129

(15) Platon, Hippias, I, 3

(16) Platon, Menon, 29

(17) Platon, Protagoras, 2 u. Gorgias, 1

(18) Xenophon, Anabasis II, vi, 16; vgl. auch Platon, Hippias I, 2

(19) Diogenes Laertius, Leben berühmter Philosophen, IX, 51. Diogenes lebte im 3. Jahrhundert n.Chr. und kompilierte seine Viten aus griechischen Quellen, meist aus zweiter und dritter Hand.

(20) ebd. II, 3, 8

(21) Vgl. Matthias Haake, Asebie als Argument, in: Rechtliche Verfahren und religiöse Sanktionierung in der griechisch-römischen Antike, Akten einer deutsch-italienischen Tagung, Palermo 11-13. Dez.2014, Steiner Verlag, Stuttgart 2014, 210 (abrufbar: academia.edu)

(22) Thukydides, VII, 50

(23) Platon, Gorgias, 3 ff

(24) Will, Herodot und Thukydides, 186

(25) Platon, Gorgias, 5

(26) ebd. 7

(27) Platon, Theätet, 152

(28) ebd.

(29) Diogenes Laertius, Leben berühmter Philosophen, IX,51: Καὶ πρῶτος ἔϕη δὺο λόγους εἶναι περὶ παντὸς πράγματος ἀντικειμένους ἀλλήλοις. Dt. Übersetzung von logos in diesem Kontext = „Auffassung“: Christoph Helferich, Geschichte der Philosophie, Stuttgart 2012, 15; „Standpunkt“: Wilhelm Capelle, Die Vorsokratiker, Stuttgart 1968, 325; frz. Übersetzung = „discours“, in: Bibliothèque de la Pléiade, Les Présocratiques, Gallimard 1988, 982; engl. = two sides to every „question“: Loeb Classical Library, 1925 (Website).

(30) Aristoteles, Rhetorik, II, 1402 a30 – 3a16

(31) Platon, Protagoras, 7

(32) Platon, Menon, 29

(33) Platon, Gorgias, 63, 64

(34) Platon, Hippias, I, 5

(35) Platon, Politeia, I, 12 ff

(36) ebd. I, 14

(37) Thukydides, V, 105

(38) ebd. IV, 61

(39) Will, Herodot und Thukydides, 210

(40) Thukydides, V, 105

(41) ebd.

(42) Will, Herodot und Thukydides, 187; Matthias Haake, Eusebia als Argument, 210

(43) Platon, Menon, 29

(44) Antonis Tsamakis, „Von der Rhetorik zur Geschichtsschreibung: Das Methodenkapitel des Thukydides (1.22, 1-3)“, veröffentlicht: Rheinisches Museum für Philologie, 1998 (abrufbar: academia.edu)

(45) Vgl. Malitz, Misthos, s.o. Anm. 12

(46) Tsamakis, s. o. Anm. 44

(47) ebd.

(48) Thukydides, I, 22

(49) ebd.

(50) Thukydides, VIII, 68

(51) Tsamakis, s.o. Anm. 44

(52) Thukydides I, 68 - 86

(53) Siehe Anm. 29

(54) Thukydides, I, 76. Vgl. Wolfgang Will, 208 ff.

(55) Tanner, s.o. Anm. 3

(56) ebd.

(57) Guntram von Schenck, Deutschland und Osteuropa: Zukunft der Vergangenheit, Kap. III: „Historikerstreit um die Ukraine“ (abrufbar: www.guntram-von-schenck.de )

(58) Thukydides, I, 78







Der Verfasser hat als Historiker promoviert:"Reims in merowingischer Zeit: Stadt, Civitas, Bistum", Bonn 1971



Dr. Guntram von Schenck, Februar 2025


Copyright © 2025 by Guntram von Schenck.
All Rights Reserved.